Die Sonne strahlt. Das Thermometer zeigt 30 Grad. Die Hitze flirrt. Nach einem kühlenden Sprung in den See machen wir uns auf nach Ösjöbol, einem kleinen Dörfchen mitten in Smålands Wäldern. Es ist das erste Mal, dass wir Persson&Persson besuchen und wir sind sehr gespannt.
Wir verlassen die große Straße und nun windet sie sich bergauf und -ab durch kleine Dörfer, vorbei an alten Scheunen, an Wiesen entlang und durch Wälder. Nach einigen Kilometern überqueren wir einen Bahnübergang und hoppla, gleich danach steht schon der alte Landhandel, in dem Elin und Morgan Persson jetzt Glas verkaufen, direkt an der Straße.
Neben dem großen, weißen Haus mit der roten zweiflügeligen Ladeneingangstür steht die Werkstatt, in der das Glas aus alten Flaschen neu geformt wird.
Mit geübten Bewegungen holt Morgan eine gebrauchte Flasche aus dem Ofen, in welchem er diese Flasche erhitzt hat. Dann rollt er sie gleichmäßig auf einem Rollenstativ und öffnet dabei mit einer Auftreibschere den Flaschenhals, sodass eine gerade Gläserform entsteht. Anschließend stürzt er den Rand des neuen Glases in Farbpulver. Nun muss das Glas bei unglaublichen 500 Grad erst einmal abkühlen. Das dauert mindestens einen ganzen Tag.
Was beim Zuschauen so einfach aussieht ist echte Handwerkskunst. Morgan hat an Riksglasskolan in Orrefors, wo auch die weltweit bekannte, schwedische Glashütte Orrefors liegt, eine Ausbildung gemacht und sich dort sein Wissen und Können angeeignet. Das erzählt er uns bei einer Fika (schwedisch für Kaffeetrinken) mit Kaffee und einem Stück von Elin gebackener Zitronentarte im Garten hinter dem Showroom, der als Neubau zwischen Laden und Werkstatt liegt, und wo Morgans Glaskunst ausgestellt ist.
Kaffee und Kuchen haben wir zuvor an einer kleinen, aber reich bestückten Kuchentheke im Laden ausgewählt und an der Kasse bezahlt. Familie Persson bewohnt den alten Landhandel und hat also kurze Wege in den Laden, die Werkstatt und den Showroom.
Inspiriert zu dieser Art der Ressourcen schonenden Glasherstellung wurde Persson&Persson von Leif Hauge, einem der wenigen Glaskünstler, die sich mit der Umformung von Altglas beschäftigen, und der bereits in den 1980er Jahren mit dieser Art der Glasherstellung begann, und bei dem Morgan einige Jahre arbeitete.
Das Umformen von Glas hat wesentlich geringere Energie- und Materialkosten, da das Erhitzen der Gläser viel weniger Energie verbraucht als die Neuglasherstellung. Durch die Verwendung von alten Glasflaschen erhält man eine Glasmasse, die das umgeformte Glas härter, robuster und haltbarer als Kristallglas macht.
Das ist auch der Grund dafür, dass alle Glaswaren von Persson&Persson in der Spülmaschine gereinigt werden können!
Meinen zweiten Besuch bei Persson&Persson erlebte ich mit einer Gruppe, mit der ich einen Sprachkurs in Småland machte. Wir besuchten die Glashütte im Winter und durften in der Werkstatt Morgan bei seiner Arbeit zuschauen.
Bei Zimtschnecken und Kaffee entspann sich eine Unterhaltung mit Morgan, die das Sprachkönnen meiner Studenten herausforderte. Aber sie meisterten das Gespräch mit Bravour. Morgan erklärte geduldig seine Arbeitsschritte. Er war dabei Kerzenhalter für eine Ausstellung in New York zu entwickeln. Dazu war er mit einigen anderen Glasbläsern eingeladen worden.
In diesem Sommer nun war ich noch einmal in Ösjöbol. Ich holte einige Trinkgläser und Karaffen für unseren Laden ab. Da wir etwas zu früh anlangten, ließen wir uns auf einer Bank im Hof nieder und genossen die Sonne. Es war ein warmer Spätsommertag und obwohl niemand zu Hause war, stand die Werkstatttür sperrangelweit offen.
Als Morgan wenig später eintraf, gesellte er sich zu uns und wir schwatzten ein wenig über diesen verrückten Sommer und die Geschäfte.
Im Laden entdeckten wir neben den Gläsern und Karaffen, die schon für uns bereit standen, noch Wasserkaraffen mit dem Label „Smuggled Water“, „Schmuggelwasser“. Da erzählte uns Morgan die Geschichte dieser besonderen Karaffen.
Ich will sie dir nicht vorenthalten: Jahr für Jahr beschlagnahmt der schwedische Zoll illegal eingeführten Schnaps. Der wird komplett entsorgt samt den Flaschen. In diesem Jahr hat Schweden die EU-Ratspräsidentschaft inne. Jeder Abgeordnete sollte ein Geschenk erhalten. Man hatte die Idee, diese beschlagnahmten Flaschen in Zusammenarbeit mit Persson&Persson zu Karaffen umzuformen. Herausgekommen sind die einzigartigen Karaffen „Smuggled Water“.
Wir lieben die Trinkgläser und Karaffen von Persson&Persson sehr, da sie doch auf besondere Weise den Nachhaltigkeitsgedanken, der auch uns beschäftigt, widerspiegeln und dabei noch Handwerkskunst und schönes Alltagsdesign verbinden.
Unsere Auswahl an Produkten von Persson&Persson kannst du HIER entdecken!